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Kommunikationsrollen – an der Schnittstelle von interpersonaler Kommunikation und Massenmedien?

Eine Netzwerkanalyse in Schulklassen unter besonderer Berücksichtigung der Multi-Step-Flow of Communication Hypothese

Die Arbeit geht den Fragen nach, ob (a) die Kommunikationsrollen der interpersonalen Kommunikation in einem Zusammenhang mit der Mediennutzung stehen und (b) diese Schnittstelle im Sinne der Multi-Step-Flow-Hypothese durch eine einzelne Rolle dominiert wird.
Für die empirische Untersuchung wurden zwölf komplette Netzwerke in Form von Gymnasialklassen erhoben (Befragung von 4 Klassen zu je drei Themen; n=86; ca. 16-jährig). Mittels einer Listenabfrage wurden alle Beziehungen jeweils in ‘beide Richtungen’ (Informationen geben und bekommen) und aus ‘beiden Perspektiven’ erfasst. Diese differenzierte Erfassung des Informationsflusses ermöglichte es, die Kommunikationsrollen nicht dichotom, sondern anhand der stetigen Dimensionen Führung, Austausch, Folge und Marginal zu operationalisieren.
Ein wesentlicher Befund der Untersuchung ist, dass die Häufigkeit der verschiedenen Kommunikationsrollen abhängig ist von der Netzwerklogik, wobei zwischen Einfluss- und Tauschnetzwerken unterschieden wurde. Auch konnte ein gewisser Polymorphismus festgestellt werden (Meinungsführerschaft bzgl. mehrerer Themen), wobei kein Zusammenhang mit einem spezifischen Persönlichkeitsmerkmal zu bestehen scheint. Die festgestellten Überschneidungen der verschiedenen Rollen wie auch die Diskrepanzen zwischen der Eigen- und Fremdeinschätzung lassen zudem an der Validität früherer Befunde und anderer Erhebungsmethoden (z.B. Persönlichkeitsstärke nach Noelle-Neumann, Ego-Netzwerk) zweifeln.