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Kommunale Kommunikation in der Krise

Eine Befragung kommunaler Verwaltungen zu ihrer öffentlichkeitsbezogenen Kommunikation während der COVID-19-Pandemie

Die COVID-19-Pandemie zwang den Staat, insbesondere Kommunalverwaltungen, in vielfältiger Weise zum Handeln. Gleichzeitig ging sie mit einem gesteigerten lokalen Informationsbedürfnis der Bevölkerung einher. Kommunen waren mit der Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes, der Auslegung und Kommunikation weiterer – teils regional spezifischer – Regelungen, der Information über die lokale Krisenlage (z. B. zu Fallzahlen) sowie der Mobilisierung für Schutzmaßnahmen betraut. Zugleich mussten sie ihr Verwaltungshandeln öffentlich erklären. Die vorliegende Arbeit untersucht die öffentlichkeitsbezogene Krisenkommunikation von deutschen Kommunen während der COVID-19-Pandemie im Jahr 2021. Dafür wurden per Zufall ausgewählte kreisfreie Städte und Landkreise (n=66) über eine teilstandardisierte Online-Befragung zu verschiedenen Aspekte ihrer Krisenkommunikation befragt.

Die Untersuchung ist in den Forschungsfeldern Verwaltungskommunikation und -PR, Krisenkommunikation sowie Lokalkommunikation verortet. Durch das quantitativen und vergleichenden Zugang ergänzt sie den durch qualitative Fallstudien geprägten fragmentierten Forschungsstand zur kommunalen Kommunikation in Deutschland. Sie bietet zudem einen Überblick über das kommunikative Handeln der Kommunen während der Pandemie im Jahr 2021 und trägt zum bislang wenig empirisch erforschten Feld der kommunalen PR in Deutschland bei.

Die Ergebnisse zeigen, dass Kommunalverwaltungen ihrem Informationsauftrag zumeist nachgekommen sind – etwa durch die regelmäßige Veröffentlichung von Lageberichten und rechtlichen Regelungen. Gleichzeitig werden Defizite in der Nutzung von Social Media sowie ein Professionalisierungsbedarf in der Krisenkommunikation sichtbar. Die Einführung neuer Kommunikationskanäle und -formate verdeutlichen die Pandemie als Anlass für Innovationen. Kommunikationsverantwortliche in den Kommunen benennen Regelungsungleichheit und mangelnde Ressourcen als zentrale Herausforderung. Trotz eigener Kommunikationskanäle wird Lokalmedien noch immer die größte Bedeutung für das Informationsverhalten der Bevölkerung zugeschrieben. Strategien zur gezielten Umgehung lokaljournalistischer Öffentlichkeit (Bypassing) über eigene Kanäle lassen sich nicht explizit feststellen. Insgesamt dominieren in der kommunalen Krisenkommunikation Motive mit instruktiver bzw. informierender Zielsetzung gegenüber reputationsorientierten Beweggründen. In Bezug auf den Institutionalisierungsgrad digitaler Kommunikation bestätigen sich frühere Befunde: Kommunen mit höherer Einwohnerzahl nutzen Social Media in der Regel länger und intensiver.