Untersuchungsgegenstand sind Radio-Predigten der Volkskirchen, welche der staatlich kontrollierte Schweizer Rundfunk vorzensierte und über den Landessender Beromünster ausstrahlte. Die zentrale Forschungsfrage: Welche Unterschiede sind in der (Kriegs-) Kommunikation der Radio-Predigten vor und nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs festzustellen?
Um eine qualitative Inhaltsanalyse durchführen zu können, werden im ersten Teil der Arbeit der historische Kontext sowie erstmals die Geschichte der Radio-Predigten von 1925 bis 1945 mittels Recherchen in verschiedenen Archiven aufgearbeitet. Vor diesem Hintergrund werden im zweiten Teil die Untersuchungskriterien der Inhaltsanalyse aus den Techniken der Propaganda sowie aus den Ansätzen zur Krisen- und Kriegskommunikation entwickelt.
Die wichtigsten Ergebnisse: Die Kriegskommunikation ist pathetischer, patriotischer und politischer als die Krisenkommunikation vor Kriegsbeginn. Zudem enthalten die Kriegspredigten konservativere Wertvorstellungen und Geschlechterdarstellungen. Auffällig sind die für die Propaganda und Kriegskommunikation charakteristische Schwarzweißmalerei und die Vermischung religiöser und politischer Argumentationsebenen. Die katholischen Prediger übernahmen – im Gegensatz zu den evangelischen – die Ideen der geistigen Landesverteidigung, welche Behörden und Rundfunkgesellschaft propagierten. Überraschend ist, dass biblisch begründete Abwertungen der Juden trotz des Neutralitätsgebots nicht zensiert wurden.
Kirchliche Kriegskommunikation
Ein Vergleich Deutschschweizer Radio-Predigten vor und während des Zweiten Weltkriegs