Vor dem Hintergrund der marxistisch-leninistischen Pressetheorie lag der Partei- und Staatsführung der DDR besonders viel an einer gezielten Medienkontrolle, um das Meinungsmonopol der SED sicherzustellen. Die kirchliche Publizistik nahm dabei im Pressesystem der DDR eine Sonderrolle ein. Trotz einer äußerst geringen Auflage waren die Kirchenzeitungen zum Beispiel die einzigen Medien in der DDR, die der Vorzensur unterlagen.
Als sich die evangelischen Kirchen der DDR in den Achtzigerjahren zunehmend gesellschaftlich relevanten Themen zuwandten, fand dies auch in der evangelischen Presse seinen Niederschlag. Als Tiefpunkt des Staat-Kirche-Verhältnisses gilt das Jahr 1988, in dem es zu den meisten Zensureingriffen an allen fünf evangelischen Kirchenzeitungen kam.
An der auflagenstärksten und überregionalen evangelischen ‚Kirche‘ werden mit Hilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse unter anderem die Art und das Ausmaß der Zensurmaßnahmen sowie die Themen und Sprecher der zensierten Beiträge untersucht. Dabei spielen vor allem die Druckfahnen eine wichtige Rolle, anhand derer die Korrekturen des Chefredakteurs nach Vorgabe der inoffiziellen Zensurbehörde, dem Presseamt, abzulesen sind.
Die Zensur wurde sehr differenziert durchgeführt, wobei sie sich besonders auf Beiträge zu innenpolitischen Themen und auf Aussagen kirchlicher Amtsträger konzentrierte, die eine überregionale kirchliche Öffentlichkeit ansprachen.
Kampfplatz Kirchenpresse
Die Zensurmaßnahmen an kirchlicher Publizistik der DDR exemplarisch dargestellt an der evangelischen Wochenzeitung 'Die Kirche'