Die Journalismuskultur hat in der kulturkomparativen Forschung in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Während sich eine Reihe von Studien mit der journalistischen Kultur in Deutschland auseinandersetzt, gibt es für Frankreich diesbezüglich noch kaum Untersuchungen. Ein direkter Vergleich beider Länder wurde daher in der Forschung bisher selten unternommen. Diese Lücke versucht folgende Arbeit zu schließen.
Anhand einer Metaanalyse von dreizehn Kommunikatorstudien untersucht sie, ob sich die deutsche und die französische Journalismuskultur seit den 1980er Jahren ähnlicher geworden sind. Das Rollen- und Ethikverständnis von Journalisten, als Konstituenten der Journalismuskultur, werden dabei speziell betrachtet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich in den letzten Jahrzehnten einige Gemeinsamkeiten bezüglich des Rollenselbstbildes aber weniger bezüglich des Ethikverständnisses von Journalisten auf beiden Seiten des Rheins entwickelt haben.
Informationen zu liefern und als ein Watchdog der Gesellschaft zu dienen, steht in beiden Ländern weiterhin an erster Stelle und hat sogar noch an Bedeutung gewonnen. Anonyme Quellen preiszugeben wurde in Deutschland sowie in Frankreich über die Jahre vehement abgelehnt. Dahingegen zeigt sich in den letzten Jahren eine zunehmende Akzeptanz, sich in ein Unternehmen einstellen zu lassen um an interne Informationen zu gelangen.