Wissenschaftsberichterstattung ist gefragt, immer häufiger zur besten Sendezeit oder auf den Titelseiten. Mittlerweile hat sich das ehemalige Stiefkind des Journalismus aus seiner Nische befreit und ist zum Mainstream geworden. Meist geht es jedoch um die Berechnung des perfekten Elfmeters oder um die Herstellung von Superkleber – wissenschaftliches Fehlverhalten wird selten thematisiert. Dabei hat es in den vergangenen Jahren einige Aufsehen erregende Fälle von Manipulationen und Fälschungen gegeben. Enthüllt wurden sie aber nicht von Journalisten, sondern von den wissenschaftsinternen Kontrollinstanzen. Diese sind jedoch primär auf Qualitätssicherung ausgelegt und haben Lücken.
In dieser quantitativen Arbeit werden Wissenschaftsjournalisten der beiden größten deutschen Berufsverbände befragt, um zu klären, inwiefern sie investigativ tätig sind und inwiefern sie das Wissenschaftssystem kontrollieren können. Die Auswertung erfolgt anhand von Hypothesen bezüglich der journalistischen Arbeitsbedingungen, des journalistischen Selbstverständnisses sowie der Strukturbedingungen des Wissenschaftssystems. Dabei zeigt sich, dass investigativer Wissenschaftsjournalismus durchaus stattfindet – wenn auch lediglich vereinzelt. Die Lücke, die die wissenschaftsinterne Selbstkontrolle bei der Aufdeckung und Sanktionierung von wissenschaftlichem Fehlverhalten hinterlässt, kann nur bedingt gefüllt werden.
Investigativer Wissenschaftsjournalismus – Wächter über die gute wissenschaftliche Praxis?
Eine quantitative Onlinebefragung von Wissenschaftsjournalisten