Spätestens seit der Ermordung Walter Lübckes durch den Rechtsextremisten Stephan Ernst und die damit einhergehende Flut an Hasskommentaren in den sozialen Medien ist klar, dass Online Hate Speech keine Randerscheinung ist, sondern ein in mehrerer Hinsicht relevantes Phänomen mit Auswirkungen auf die reale Welt. Ziel dieser Arbeit war es, Online Hate Speech im politischen Kontext theoretisch wie empirisch konkreter zu untersuchen. Auf theoretischer Ebene wurde zunächst grundgelegt, wie Hate Speech zu definieren und von anderen verletzenden Sprechhandlungen abzugrenzen ist. Des Weiteren wurde dargestellt, welchen Einfluss Hate Speech auf den politischen Diskurs und die Bereitschaft zur Gewaltausübung hat.
Nachdem, abgeleitet aus theoretischen Überlegungen, vorhandenen empirischen Ergebnissen und der ersten Exploration das Kategoriensystem erstellt wurde, wurden mithilfe des Tools Netvizz alle auf den Facebook-Seiten der Parteien vorhandenen Kommentare der Jahre 2016 – 2018 gesammelt, aus denen dann eine einfache Stichprobe gezogen wurde. Nach der Durchführung eines Pretests wurden die Untersuchungseinheiten manuell codiert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass 4,33% der Kommentare Hate Speech enthalten, die in circa dreiviertel der Fälle rechtsextrem motiviert ist. So werden Hasskommentare vor allem in Reaktion auf die Themen Frauenrechte, Terrorismus und Rechtsextremismus verfasst, wobei sie sich insbesondere gegen Migrant*innen, sowie Politiker*innen und Muslim*innen richten. Der Anteil und auch die durchschnittliche Anzahl an „Gefällt mir“-Angaben für Hasskommentare ist bei der AfD am höchsten.