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„Gut für’s Bett, für mehr aber nicht“

Inzivilität und Gendered Harassment in Online-Diskussionen gegenüber weiblichen Gästen der Sendung „hart aber fair“.

Online-Diskussionen wird in der Wissenschaft häufig eine Deliberationsfunktion und somit auch ein hoher demokratischer Wert zugeschrieben. Inzivilität und Hate Speech in Online-Diskussionen sind jedoch gängige Phänomene, die diesen deliberativen Prozess hemmen können. Auch auf individueller Ebene hat Inzivilität weittragende Folgen. Um Online-Diskussionen und Individuen vor Hate Speech und Inzivilität zu schützen, ist es wichtig zu verstehen, wer konkret von Hasskommentaren betroffen ist.
Das Ziel der vorliegenden Bachelorarbeit ist es zu untersuchen, inwiefern es geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Betroffenheit durch Inzivilität in Online-Diskussionen gibt, und ob die Faktoren berufliche Position oder Expertise diesen Effekt verstärken. Diese Arbeit soll der Frage nachgehen, indem sie sich ganz spezifisch Gästen der Talk-Show „hart aber fair“ widmet. Anhand von Kommentarsektionen der offiziellen Facebookseite von „hart aber fair“ sollen Reaktionen der User:innen auf unterschiedliche Gäste der Sendung analysiert werden. Die Forschungsfrage lautet daher: Welche Auswirkung hat das Geschlecht und die Rolle (Expertise) von Gästen der Talk-Show „hart aber fair“ bezüglich der Betroffenheit durch Inziviltät und Gendered Harassment in Online-Diskussionen?
Um der Forschungsfrage nachzugehen wurde eine quantitative Inhaltsanalyse durchgeführt. Dabei wurden Nutzerkommentare und die dazu gehörenden Facebook-Beiträge anhand eines zuvor angefertigten Codebuchs analysiert. Die Nutzerkommentare wurden der offiziellen Facebookseite von „hart aber fair“ in dem Zeitraum vom 14.08.2020 – 14.12.2020 entnommen. Anhand des Codebuchs wurde zum einen das Geschlecht und der Beruf des Gastes erfasst und zum anderen analysiert, ob Nutzerkommentare, die sich an den Gast richten, Elemente von Inzivilität und Gendered Harassment beinhalten.
Die Ergebnisse zeigen, dass Inzivilität ein gängiges Phänomen ist. Inzivilität tritt dabei häufiger auf, wenn sich die Nutzerkommentare auf weibliche Gäste beziehen. Auch inhaltlich gibt es einen geschlechtsspezifischen Unterschied: Inzivile Kommentare, die sich an weibliche Gäste richten, enthalten häufiger sexualisierte und sexistische Inhalte als solche, die sich an männliche Gäste richten. Die berufliche Position sowie die Rolle des Gastes/Expertise während der Sendung haben keinen signifikanten Einfluss auf die Betroffenheit durch Inzivilität.
Die Studie belegt, dass nicht jede Personengruppe gleichermaßen von Hate Speech in Online-Diskussionen betroffen ist. Weiterführende Forschung in diesem Bereich könnte untersuchen, ob es neben dem Geschlecht noch weitere Merkmale und Faktoren gibt, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen von Hate Speech betroffen zu sein.