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Frauenzeitschriften und Wertewandel

Eine qualitative Befragung von Journalisten

Die Gesellschaftsdiagnose des Wertewandels hat erst vor dreißig Jahren in den Sozialwissenschaften Einzug gehalten, seitdem zahlreiche Diskussionen entfacht und intensive Zuwendung erfahren. Moderne Gesellschaften stellen durch anhaltende Globalisierung wachsende Bedingungen an ihre Bürger, die von Vielfältigkeit und Komplexität geprägt sind. Auch deshalb werden bisherige Lebenskonzepte in Frage gestellt und nach Werten gesucht, die als Orientierungshilfen im Leben dienen können. Medien übernehmen dabei mehr und mehr die Rolle von Sinnvermittlern. Sie gaben in den letzten Jahren dem Wertewandel ein neues Gesicht: Die Nachrichtenmagazine Deutschlands riefen mit dem Zusammenbruch der New Economy die Renaissance der bürgerlichen Werte aus. Aber gibt es wirklich eine Rückkehr zu traditionellen Wertvorstellungen?
Mit Leitfadeninterviews wurde untersucht wie der Umgang von Frauenmagazinen mit dem Thema Wertewandel ist und inwieweit dieser sich mit Theorien der sozialwissenschaftlichen Wertewandelforschung deckt. Die Ergebnisse der Befragung widersprechen der Interpretation des Wertewandels als neue Bürgerlichkeit und sind angelehnt an verschiedene theoretische Ansätze. Obwohl dem Wertewandel eine große Bedeutung von den Journalisten zugemessen wird, ermöglicht das Profil der Frauenzeitschriften häufig nur eine geringe Beschäftigung mit dem Thema, die sich in einer Vermittlerfunktion mit Servicecharakter äußert. Eine Fortsetzung des Trends Wertewandel wird jedoch angenommen.