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Facts oder Fiction?

Eine Kommunikatorstudie zu den Determinanten für Fakes in Fernseh-Boulevardmagazinen

Fakt oder Fake? Eine Differenzierung ist in der medialen Berichterstattung heute kaum noch möglich. Seit der Einführung des dualen Rundfunksystems wird die journalistische Wahrheitspflicht immer häufiger mißachtet. Besonders TV-Boulevardmagazine, die sich durch Sensationsdarstellung in der Informationsvermittlung auszeichnen, sind der Gefahr von Fakes ausgesetzt.
Was faken bedeutet und wie eng die Gradwanderung zwischen Realität, Fiktion und Täuschung sein kann, beleuchtet die Untersuchung. Ferner wird deutliche, daß hauptsächlich zwei Gruppen von Journalisten für Fakes verantwortlich sind: freie Produzenten und verantwortliche Redakteure der Sender.
Aus welchen Gründen werden Fälschungen im Sensationsfernsehen veröffentlicht und welche Faktoren begünstigen ihre Enstehung? Welche Bedeutung haben diese Determinanten für TV-Boulevardjournalisten?
Die theoretische und praktische Untersuchung – eine qualitative Befragung von sechs Journalisten verschiedener Handlungsebenen von Boulevardmagazinen aus dem Vorabendprogramm – stimmen in ihren Ergebnissen überein: Besonders wirtschaftliche Faktoren beeinflussen das berufliche Handeln und verdrängen professionelle Standards des Journalismus. Darüber hinaus erweist sich der Zwang zu sensationellen Bildern als bedeutender Einflußfaktor für Fakes. Und auch das Abhängigkeitsverhältnis ist eminent. Die Redaktionsanforderungen sind derart zwingend, daß Beiträge, die nicht den Vorgaben entsprechen, nicht gesendet werden. Dadurch werden die freien Produzenten dazu veranlaßt, von der Wahrheit abzuweichen.

Die Arbeit wird in Kürze beim Bochumer Universitätsverlag veröffentlicht.