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Ethik im Journalismus am Beispiel der Germanwings-Katastrophe

Kaum ein Ereignis hat die mediale Welt im Frühjahr 2015 so sehr bewegt wie der Absturz der Germanwings-Maschine 4U9525. Nachdem die französische Staatsanwaltschaft mit ihren Ermittlungsergebnissen kurz darauf bekannt gab, dass der Co-Pilot Andreas Lubitz das Flugzeug aller Wahrscheinlichkeit nach absichtlich abstürzen ließ, war dessen Name bald in aller Munde. Zudem wurden auch einige private Fotografien und Bruchstücke seiner Biografie veröffentlicht.
Diese Katastrophe und der Umgang damit liefern die Basis der Arbeit. So soll der Frage nachgegangen werden, welche ethischen Ansprüche im Journalismus gelten und ob eine so detaillierte Berichterstattung über Lubitz ihnen standhält. Dafür wurden zum einen einschlägige Normen näher beleuchtet, zum anderen die Berichterstattung der Bild und Süddeutschen Zeitung in einer qualitativen Inhaltsanalyse miteinander verglichen.
Überraschenderweise ließ sich unter anderem feststellen, dass gerade die intimsten Details aus der Biografie des Co-Piloten dieser ethischen Prüfung standhalten können, da sie die Essenz für die Hintergründe der Katastrophe und somit deren Verständnis liefern. Darüber hinaus wurden zwar Unterschiede zwischen den Artikeln der Qualitäts- und Boulevard-Presse festgestellt, doch wenn es um ethisches Handeln geht, stehen die beiden einander kaum nach. Es scheint, als habe die deutsche Presse in diesem Fall meist ethisch korrekt gehandelt.