Reisejournalisten stehen in einem ständigen Interessenskonflikt: Sie sollen objektiv und unabhängig sein, während sie ständig vonseiten der Reisebranche mit kostenlosen Angeboten konfrontiert werden. Anbieter können so Einfluss auf die Berichterstattung nehmen, wodurch das in Demokratien so wichtige Vertrauen in die Medien geschädigt wird. Warum nehmen Reisejournalisten kostenlose Angebote an?
In dieser empirischen und qualitativen Studie wurde untersucht, welche Faktoren Reisejournalisten aus eigener Sicht bei moralischen Entscheidungen für und im Umgang mit Pressereisen und Zweitjobs in der PR-Branche beeinflussen. Außerdem wurde in der Studie eine Hierarchie der Faktoren ermittelt. Dazu wurde ein Modell aus den von Karmasin (2005), Berkowitz et al. (2004) und Voakes (1997) zusammengestellten Einflussfaktoren entwickelt; es berücksichtigt nicht nur das Individuum und seine Werte, sondern auch externe Einflüsse wie die finanzielle Situation oder Berufskodizes. Als Untersuchungsinstrument dienten Leitfadeninterviews. Ziel der Arbeit war es, auf die Problematik und die Arbeitsbedingungen im Reisejournalismus aufmerksam zu machen.
Die Gespräche mit sechs Reisejournalisten haben ergeben, dass vor allem mögliche Konsequenzen, sowie die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und die Finanzlage einen starken Einfluss auf das Handeln haben, während der Wettbewerbsdruck, die individuellen Werte, das berufliche Umfeld sowie der Berufsstand eine geringe Rolle spielen.
Ein unmoralisches Angebot?
Eine Untersuchung der Einflüsse auf moralische Entscheidungen
deutscher Reisejournalisten und auf deren Umgang mit Pressereisen und Nebentätigkeiten im Bereich der Public Relations