Rechtsterrorismus ist kein neues Phänomen in der Geschichte der Bundesrepublik. Die rechtsterroristischen Anschläge die 1980 in Deutschland verübt wurden, sind maßgeblicher Bestandteil davon, wie rechte Gewalt auch noch heute wahrgenommen und von den Medien dargestellt wird. Die Muster der journalistischen Berichterstattung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des deutschen Rechtsterrorismus und zeichnen ein Bild von fehlenden Zuschreibungen des Terrorismus, irreführenden Einzeltäter-Hypothesen und einer Verschleierung der internationalen rechten Netzwerke und Ermöglichungszusammenhänge.
Diese Arbeit untersucht, inwieweit Medien ein Mitgestalter in der Konstruktion dieser Gewalt sind und welche Rolle die Sprache der Berichterstattung für die Inszenierung dieses gesellschaftlichen Phänomens spielt. Sie soll somit einen Beitrag leisten, die Medienberichterstattung zu Rechtsterrorismus aus interdisziplinärer Perspektive zu betrachten und fragt danach, inwieweit Rechtsterrorismus durch mediale Berichterstattung performativ hergestellt und wie das Verhältnis von linker und rechter Gewalt in der medialen Berichterstattung im Terrorjahr 1980 diskursiv erzeugt wird.
Die Arbeit ist theoretisch in der Kommunikations- und Politikwissenschaft zu verorten und basiert maßgeblich auf Ansätzen der vergleichenden Extremismus- und Terrorismusforschung. Zusätzlich werden interdisziplinär Konzepte der Theaterwissenschaften und Gender Studies herangezogen, um die Grundsätze der Sprechakttheorie und Performativität im Kontext von Medien und der Inszenierung von rechtsterroristischer Gewalt zu thematisieren.
Der Fokus liegt hierbei auf der westdeutschen Medienberichterstattung und untersucht 87 Artikel der Leitmedien FAZ, SZ, ZEIT und SPIEGEL über einen Zeitraum von zwei Jahren mit Beginn 1980 bis Ende 1981. Die Analyse erfolgt anhand einer Methodenkombination aus qualitativer Inhaltsanalyse und linguistischer Diskursanalyse, um latente Muster aufzuarbeiten und Zusammenhänge aufzuzeigen.
Die Ergebnisse bekräftigen die Annahme, dass Rechtsterrorismus als ein performativer Akt verstanden werden kann, der nicht nur Bestandteil der Berichterstattung ist, sondern auch ein Produkt jener Inszenierung. Die performative Funktion von Sprache im Medientext trägt dazu bei, das gesellschaftliche Phänomen Rechtsterrorismus nicht nur zu reproduzieren, sondern überhaupt in seinen Facetten zu konstruieren. Gleiches gilt für die Darstellung des Verhältnisses zu Linksterrorismus und dem Wechselspiel ideologischer Gewalt in der Gesellschaft.