Politische Fachmedien wie das Deutsche Ärzteblatt oder Netzpolitik.org sind trotz ihrer erwiesenermaßen hohen Relevanz für politische Akteure bislang kaum empirisch untersucht worden. Erst in jüngster Zeit hat die politische Kommunikationsforschung solche Medienangebote in ihrer Eigenschaft als Policy-Broker bzw. Politikvermittler in den Blick genommen (vgl. Donges/Gerner 2019). Politische Fachmedien vermitteln demnach in von ihnen hergestellten Fachöffentlichkeiten zwischen unterschiedlichen fachpolitischen Akteuren, die sich innerhalb von Policy-Netzwerken zu konkurrierenden Koalitionen zusammenfinden (Staat, Wirtschaft etc.). Daran anknüpfend werden in der Master-Arbeit politische Fachmedien der deutschen Energie- und Tourismuspolitik dahingehend untersucht, inwiefern die Voraussetzungen für eine Vermittlung zwischen fachpolitischen Akteuren auf Ebene der Medieninhalte geschaffen werden und wie sich die Fachmedien dabei unterscheiden.
In ihrer Berichterstattung verbinden politische Fachmedien Akteure derselben Koalition miteinander (Bonding) oder stellen Verbindungen entweder zwischen verschiedenen Koalitionen oder zwischen Koalitionen und Teilumwelten des Poltikfeldes her (internes bzw. externes Bridging). Es wird angenommen, dass die kommunikative Zugänglichkeit des jeweiligen Politikfeldes maßgeblich dafür ist, welche Form der Vermittlungsleistung dominiert. Fachmedien in stark regulierten, kommunikativ geschlossenen Politikfeldern wie der Energiepolitik stärken demnach mehrheitlich Verbindungen innerhalb von Koalitionen, während Medienangebote in weniger verfestigten Politikfeldern wie der Tourismuspoltik häufiger Brücken zwischen Koalitionen oder zu Teilumwelten wie der Wissenschaft bauen. Um diesen Zusammenhang empirisch fassbar zu machen, werden mithilfe einer standardisierten Inhaltsanalyse insgesamt 896 Artikel in je drei einschlägigen Fachmedien der Energie- und Tourismuspolitik dahingehend untersucht, welche Akteure in den Artikeln Positionen äußern und zu welchem Grad sie dabei übereinstimmen. Der vermutete Zusammenhang lässt sich in der Gesamtschau nur für die energiepolitischen Fachmedien bestätigen, bei denen in zwei von drei Angeboten mehrheitlich die Voraussetzungen für Bonding-Leistungen gegenüber Bridging-Leistungen geschaffen werden. In der Tourismuspolitik lassen sich hingegen durchweg mehr Artikel mit Bonding-Potenzial identifizieren. Durch die zusätzlich erfassten Übereinstimmungswerte können die Konfliktbeziehungen innerhalb der Politikfelder, die grundsätzlich zwischen den unterschiedlichen Koalitionen verlaufen, differenziert beschrieben werden.
Die strukturelle Beschaffenheit des Politikfeldes ist offenbar nur ein wesentlicher Faktor für die Form der fachmedialen Berichterstattung. Hier verspricht unter anderem eine genauere Untersuchung der journalistischen Prozesse in den Redaktionen politischer Fachmedien weiteren Erkenntnisgewinn.