transfer 23(4) » Öffentliche Kommunikation

Die AfD – zwischen Populismus und Extremismus

Ist die Kommunikation des AfD-Parteivorsitzenden Alexander Gauland rechtsextremistisch? Eine Qualitative Inhaltsanalyse seiner Reden und Talkshowauftritte zwischen 2013 und 2019.

Diese Masterarbeit untersucht, ob Alexander Gauland, Parteivorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD), rechtsextremistisch kommuniziert. Gauland, der die Partei 2013 mitgegründet hat, ist immer wieder durch radikale Aussagen aufgefallen, die vielfach medial aufgegriffen wurden. Er nannte die NS-Zeit einen „Vogelschiss“ der deutschen Geschichte, verglich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Erich Honecker und bezeichnete den deutschen Nationalspieler Jérôme Boateng als jemanden, den man nicht als Nachbar haben wolle. Sind das einmalige „Entgleisungen“? Oder zeigen sich in Gaulands Kommunikation insgesamt rechtsextremistische Tendenzen?

In dieser Arbeit wird erstmals Gaulands öffentliche Kommunikation systematisch ausgewertet. Mittels qualitativer Inhaltsanalyse werden seine Reden und Talkshowauftritte seit Gründung der AfD im Februar 2013 bis zum April 2019 untersucht. Achtzehneinhalb Stunden Videomaterial sowie 449 Seiten Material werden dafür analysiert.

Zum einen soll beantwortet werden, ob Gauland rechtsextremistisch kommuniziert. Zum anderen, ob er sich über die Zeit hinweg radikalisiert hat und ob er vor unterschiedlichen Publika unterschiedlich auftritt. So ist anzunehmen, dass er sich vor Flügel-Publikum radikaler äußert als auf Parteitagen oder in Talkshows. Um dies zu überprüfen, wurden die zehn Kernelemente von Rechtsextremismus nach Armin Pfahl-Traughber leicht abgewandelt und Gaulands Aussagen damit analysiert.

Das Ergebnis: Gauland erfüllt fünf von sieben rechtsextremistischen Kernelementen, er kommuniziert also rechtsextremistisch. Eine zeitliche Radikalisierung ist aus dem Material nicht ableitbar. Doch er spricht vor dem Flügel-Publikum deutlich radikaler als auf Parteitagen. Überraschenderweise hält er sich in Talkshows keineswegs zurück, sondern scheint das Massenpublikum nutzen zu wollen.

Die Ergebnisse sind insofern brisant, als dass der Verfassungsschutz die AfD seit Januar 2019 in Teilen beobachtet. Es stellt sich mittlerweile also weniger die Frage, ob die Partei rechtspopulistisch ist, sondern vielmehr, wie rechtsextremistisch Teile von ihr sind. Ein Parteivorsitzender, der häufig rechtsextremistisch kommuniziert, dürfte die Diskussion dazu anheizen.