Das Monopol des Wolffschen Telegraphischen Bureaus (WTB) auf dem deutschen Nachrichtenmarkt im 19. und 20. Jh. und dessen enge Fühlung mit staatlichen Stellen bedrohte die Vielfalt der Presse im Deutschen Reich. Ab August 1914 verschärfte sich dieses Problem durch die ausgeübte staatliche und Selbst-Zensur. Wie unerschütterlich aber war die Stellung des WTB? Welche Bewegungen gegen dessen mächtige Position gab es? Diesen Fragen geht die Arbeit aus der Perspektive des Vereins Deutscher Zeitungs-Verleger (VDZV) und dessen Vorsitzenden Robert Faber nach.
Anhand der Privat- und Geschäftskorrespondenz Fabers sowie Vorstandsprotokollen und Denkschriften des VDZV aus Fabers Nachlass werden die Maßnahmen benannt, die der VDZV in Erwägung zog, um ein unabhängiges Nachrichtenbüro zu gründen. Die Ansätze zur Kooperation mit kleineren Nachrichtenbüros, zur Gründung eines genossenschaftlich organisierten Büros sowie die jeweiligen Verhandlungen mit Telegraphen-Union (TU), Deutschem Überseedienst (DÜD) und WTB werden nachgezeichnet und bewertet. Der VDZV scheiterte – in der Sondersituation des Krieges – nicht nur an finanziellen Belangen. Die Ablehnung der konservativen und alldeutschen Kreise, die hinter TU und DÜD standen, durch Faber war entscheidend.
Sein Ziel, ein unabhängiges Nachrichtenbüro zu schaffen, verfehlte der VDZV. Mit der Gründung des eigenen Nachrichtenbüros unter Beteiligung des WTB gelang dagegen erstmals der Einstieg in dieses Geschäftsfeld.
Der Verein Deutscher Zeitungsverleger (VDZV) und sein Vorsitzender Robert Faber während des Ersten Weltkriegs
Eine Untersuchung auf Grundlage von Aktenüberlieferungen