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Das journalistische Praktikum im bayerischen Privatradio: Rahmenbedingungen, Anforderungen, Erfahrungen

In der Bachelorarbeit wurde untersucht, welche Rahmenbedingungen für journalistische Praktikantinnen und Praktikanten bei Privatradiosendern in Bayern existieren, welche Anforderungen vor und während des Praktikums seitens der Sender gestellt werden und wie die Praktikumsabsolventinnen und -absolventen ihre gesammelten Erfahrungen bewerten.

Die Wege in den Journalismus sind aufgrund des freien Berufszugangs vielfältig und Praktika längst Teil der Realität angehender Medienmacherinnen und –macher. Für journalistische Praktika existieren jedoch keine Ausbildungsordnung und wenig gesetzliche Vorschriften für Arbeitgeber. 2017 befanden sich rund elf Prozent aller Beschäftigten des bayerischen Privathörfunks in einem Praktikum oder einer Hospitanz und waren damit beinahe doppelt so stark vertreten wie Volontärinnen und Volontäre (vgl. BLM 2018: Wirtschaftliche Lage der privaten Rundfunkanbieter in Bayern 2017/2018, S. 31).

Mittels eines standardisierten Onlinefragebogens wurden 54 Personen befragt, die seit 2016 ein journalistisches Praktikum bei einem Privatradiosender in Bayern gemacht haben. Drei Teilnehmende schilderten daraufhin in leitfadengestützten Interviews ihre Praktikumserfahrungen in größerer Ausführlichkeit. Die Resultate des quantitativen Forschungsteils wurden codiert und in Ergänzung der qualitativen Ergebnisse ausgewertet.

Beinahe 70 Prozent der untersuchten Praktika wurden freiwillig absolviert. Der Weg zum Praktikum geschah bei 17 Prozent durch persönliche Kontakte. Der Besitz eines Führerscheins wurde seitens der Sender häufiger vorausgesetzt als ein bestimmter Bildungsabschluss. 78 Prozent der Praktika wurden nicht vergütet und in lediglich vier Fällen betrug der monatliche Bruttolohn mehr als 200 Euro. Durchschnittlich verbrachten die Praktikantinnen und Praktikanten täglich sieben bis acht Stunden im Sender, die Hälfte von ihnen nahm Termine am Wochenende wahr. 30 Prozent aller Befragten wurden ohne Praktikumsvertrag beschäftigt, jedoch erhielten 91 Prozent ein Praktikumszeugnis. Drei Viertel der bezahlten Praktikantinnen und Praktikanten bewerteten ihre Vergütung als zu gering und 83 Prozent der restlichen Befragten gaben an, dass für ihre Arbeit eine Entlohnung wäre angemessen gewesen wäre. Dennoch würden 59 Prozent der Teilnehmenden ihren Praktikumsplatz weiterempfehlen. Ein vielfältiges Aufgabenspektrum wurde festgestellt, welches die Einordnung von Praktika auf dem Spektrum der journalistischen Ausbildung begünstigt. 56 Prozent der Befragten erhielten zudem nach ihrem Praktikum ein Karriereangebot vom Sender.