Die Forschungsarbeit untersucht die Arbeitsumstände deutscher Auslandskorrespondent:innen in Japan während der Corona-Pandemie vor dem Hintergrund des Systems der japanischen „kisha kurabu“, der Presseclubs. Die Clubs bestehen aus Journalist:innen der größten japanischen Medien, welche in den Clubs ein hohes Maß an Selbstzensur in Kauf nehmen, um direkt von den jeweiligen Institutionen vorrangigen Zugang zu Informationen zu bekommen. So wird die Medienlandschaft Japans zweigeteilt: in Medien mit und ohne Presseclub-Zugang. Die „kisha kurabu“ werden als pressefreiheitsgefährdend kritisiert. Auch die Auslandskorrespondenz hatte ursprünglich nicht die Möglichkeit, Mitglied in den Presseclubs zu werden. Obschon sich das nach starker Kritik seitens der Korrespondenz änderte, sind auffallend viele Auslandskorrespondent:innen noch immer keine Mitglieder. Die Corona-Pandemie hat in vielen Ländern weltweit zu Einschränkungen der Pressefreiheit geführt, gerade auch in solchen Demokratien, in denen die Pressefreiheit zunehmend als gefährdet gilt. Japan gilt aufgrund presseeinschränkender Gesetze und Initiativen als ein solches Land. Auf die Arbeitsbedingungen deutscher Auslandskorrespondent:innen bezogen, untersucht die Arbeit folglich das Zusammenspiel von Presseclubs und Corona-Pandemie als zwei mögliche Faktoren, die sich negativ auf die Presse- und Informationsfreiheit ausgewirkt haben könnten.
Zunächst wird eine theoretische Grundlage gegeben: Die Aufgaben von Medien in Demokratien und das japanische Pressesystem werden definiert, woraufhin sich mit der Auslandskorrespondenz und der Corona-Pandemie in Japan beschäftigt wird. Daran anschließend erfolgt eine empirische Untersuchung anhand von Leitfadeninterviews, welche mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass es in der bisherigen Forschung oft zu einer Überbetonung der Relevanz der Presseclubs gekommen ist, welche sich auf die Arbeit der deutschen Auslandskorrespondent:innen tatsächlich kaum bis gar nicht auswirken. Die Korrespondent:innen brauchen einen Presseclub-Zugang für ihre Arbeit nicht und verordnen sich ohnehin eher außerhalb des japanischen Mediensystems. Sie betonen aber, dass die Presseclubs für die inländischen Nicht-Mitglieder sehr wohl eine Einschränkung der Pressefreiheit bedeuten. Hinsichtlich des Einflusses der Pandemie kann ein positives Bild gezogen werden: Die Befragten hatten nicht den Eindruck, dass Maßnahmen in Japan genutzt worden seien, um die Presse einzuschränken, einzig die Olympischen Spiele 2021 in Tokio seien dahingehend missbraucht worden. Ihren Informationszugang sehen die Befragten nicht als nachträglich negativ beeinträchtigt.