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Bild und Zeugenschaft. Zur visuellen Repräsentation der Shoah

Dimensionen des Undarstellbaren und Aspekte der Kommunikation von Zeugenschaft in Bild und Sprache in Beziehung zu Ästhetik und Politik

Wenn nun rund 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die letzten Augenzeugen gestorben sind, wird die Konfrontation mit den Ereignissen des Vernichtungsapparates des NS-Regimes endgültig auf sekundäre Vermittlung angewiesen sein. Doch die Frage nach einer Repräsentation der Shoah existiert schon seit langem, und es hat sich beim Reden über die Shoah ein ganzer Diskurs des Undarstellbaren oder des Verbots der Repräsentation entwickelt.
Die vielleicht prominenteste Haltung zur behaupteten Undarstellbarkeit der Shoah kommt von dem französischen Dokumentarfilmregisseur Claude Lanzmann, für den die Shoah ein Geflecht ist, das sich per se nicht darstellen lässt. Mit vier Fotografien, die von Angehörigen des jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau gemacht wurden, stehen dem Bilder gegenüber, die vom zentralen Ort der Shoah sprechen und als Darstellungen wahrgenommen werden müssen.
Hier spannt sich ein thematisches Feld auf, das sich durch Begriffe wie Trauma, Identität, Sprache, Sprachlosigkeit, Zeuge, Archiv, Erhabenes, Negativität formt. Konkret sollen bei dem Versuch, die beiden Pole des (Un)darstellbarkeitsdiskurses auszuloten, dessen fototheoretischen, politischen und ästhetischen Dimensionen aufgespürt werden. Dabei geht es um eine Analyse theoretischer Positionen bei der Frage nach den Aspekten der Möglichkeiten und Notwendigkeiten von visueller Repräsentation für den Bereich der Zeugenschaft der Shoah.