Forschungen zum Werther- und Papageno-Effekt sowie zum Responsible Reporting on Suicide zeigen, dass Journalisten und Journalistinnen durch ihre Berichterstattung über Suizide sowohl schädliche als auch förderliche Wirkung im Sinne von Suizidprävention hervorrufen können. Umso wichtiger sind Medienrichtlinien, die Anleitung und Orientierung für eine verantwortungsbewusste Suizidberichterstattung bieten. Diese sind jedoch in der deutschen Medienlandschaft noch nicht flächendeckend etabliert. Vor diesem Hintergrund bewerten 30 Journalisten und Journalistinnen aus Deutschland in leitfadengestützten Experteninterviews einerseits solche Medienrichtlinien zur verantwortungsbewussten Suizidberichterstattung per se und andererseits dazu konzipierte Awarenessmaterialien im Speziellen. Dabei hat sich gezeigt, dass wesentliche Faktoren, die zur erfolgreichen Anwendung und Umsetzung von Medienrichtlinien beitragen, die Wahrung der journalistischen Autonomie und die Bereitstellung ausreichend fundierter Erläuterungen und Beispielen sind. Journalisten und Journalistinnen haben bei der Gestaltung von Awarenessmaterialien überdies einen stilistischen Anspruch an Sprache und Aufmachung, der maßgeblich zur Akzeptanz und näheren Auseinandersetzung mit den Materialien beisteuert. Insgesamt besteht unter den befragten Medienschaffenden die Bereitschaft, zukünftig mit solchen Medienrichtlinien bzw. Awarenessmaterialien im Zuge von Suizidberichterstattung zu arbeiten.
Bewertung der Medienrichtlinien zur verantwortungsbewussten Suizidberichterstattung durch Journalisten
Eine qualitative Expertenbefragung