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Aufgabenverständnis und Arbeitsweise von Medienjournalisten

Quantitative Befragung von Medienjournalisten bei der deutschen Presse

Da sie ein gesellschaftlicher Machtfaktor sind, machen sich die Medien auch selbst zum Gegenstand ihrer Berichterstattung. Medienjournalismus ist ein junges Phänomen – und wenig beforscht. Ziel war die empirische Beschreibung seines Ist-Zustandes: Hat sich der Medienjournalismus bei der deutschen Presse etabliert oder wurde er marginalisiert, welches Ausgabenverständnis haben Medienjournalisten und welche Einflüsse bestimmen ihre Arbeit? Die quantitativ-standardisierte Online-Befragung von 81 Redaktionen, darunter 78 Medienredakteure bei Tages- und Wochentiteln, orientierte sich methodisch stark an der bisherigen (Journalismus-)Forschung. Ansatz war, über den Vergleich medienjournalistische Besonderheiten und Entwicklungen herauszuarbeiten. Die Ergebnisse zeigen, dass Medienjournalismus noch immer schwach institutionalisiert und kaum professionalisiert ist. Gleichwohl haben Medienjournalisten anspruchsvolle Ziele: Die Kritik an Medien-Missständen hat eine zentrale, Medienselbstkontrolle eine nachrangige Bedeutung. Doch der Verwirklichung der Ziele stehen häufig unzureichende Arbeitsbedingungen entgegen. Aus Sicht der Medienredakteure hat Medienjournalismus zudem sowohl bei der Medienführung als auch bei den eigenen Kollegen keinen guten Stand. Die Einflussnahme des Verlegers auf ihre Arbeit nehmen sie spürbar, jene der Chefredaktion ausnehmend stark wahr. Hingegen unternimmt die Haus-PR offenbar kaum Versuche, in ihrem Sinne gezielt Einfluss zu nehmen.