Sie sehen sich als „Wachposten“, „Interpret“ und „Wortträger“ – aber nicht als „Super-Chefredakteur“ und „Staatsanwalt“. Sie wollen Vermittler sein zwischen Rezipienten und Redaktion. Viele französische Ombudsleute, die „médiateurs“ und „médiatrices“, sind bei ihren Medien längst eine Institution geworden. Wie französische Ombudsleute ihre alltägliche Arbeit gestalten, wie sie Rezipientenkritik innerhalb der Redaktion nachspüren und wie sie gleichzeitig über ihre Antworten, Kolumnen und Sendungen nach außen hin sichtbar sind, hat Thilo Kötters vom Institut für Journalistik der TU Dortmund in seiner Arbeit untersucht. Er befragte dazu sechs amtierende und ehemalige Ombudsmänner, den Großteil davon aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie einen Vertreter aus der Printbranche. Das Ergebnis: Der Grad der Professionalisierung vor allem der Ombudsleute des Rundfunks kann sich ohne weiteres mit dem ihrer amerikanischen Kollegen vergleichen lassen. Vielfach ist ihnen per Statut die größtmögliche Unabhängigkeit garantiert, die sich nur noch durch die Schaffung eines medienexternen Ombudsmannes überbieten lassen würde. Die Einstellung eines Ombudsmannes ist ein Signal, dass das Medium seine Rezipienten ernst nimmt. Seine Abschaffung ist dagegen ein Signal, dass es das nicht tut – und das ist angesichts des ohnehin schon nicht groß ausgeprägten Vertrauens der Franzosen gegenüber ihren Medien wohl ein Signal, das zumindest die öffentlich-rechtlichen Anstalten nicht senden möchten.
„Ein Element der Wachsamkeit mehr“
Ombudsmänner bei französischen Medien als Instrumente der Medienselbstkontrolle