Diese Arbeit widmet sich der vernachlässigten Provinzmedienforschung und leistet einen Beitrag zur Kommunikationsgeschichte des steirischen Bezirks Leoben, zur Antisemitismus fokussierenden Diskursgeschichte während der austrofaschistischen Herrschaft in Österreich (1933-1938) und zur Sozialgeschichte der jüdischen Bevölkerung des sozialdemokratisch wie deutschnational geprägten Bezirks Leoben als zweitgrößte Israelitische Kultusgemeinde der Steiermark. In der auf Foucaults Diskurstheorie fundierten Studie werden Antisemitismen christlichen und rassistischen Typs mit religiösen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Ausprägungen in medialen Diskursen untersucht. Als Erhebungsinstrument wurde eine Kritische Diskursanalyse nach Siegfried Jäger angewendet. Das Untersuchungsmaterial bestand aus allen im Bezirk Leoben zwischen März 1933 und März 1938 legal edierten Printmedien: zwei Zeitungen sowie je eine Werks-, Gewerkschafts-, Kultur-, Pfarr-, Kriegsveteranen- und Burschenschafterzeitschrift. Dieser Diskursanalyse ging eine breite Untersuchung der lokalen Diskursebenen Politik, Wirtschaft, Kultur, Erziehung, Wissenschaft, Religion, Vereinswesen und Sport sowie ihrer Verschränkungen voraus. Der rassistische Antisemitismustyp dominierte die lokalmedialen Diskurse wie auch die anderen Diskursebenen; JüdInnen waren trotz ihrer bedeutsamen gemeinwirtschaftlichen und Akkulturationsleistungen bereits lange vor dem „Anschluss“ von vielen Gesellschaftsbereichen ausgeschlossen.