Ausgehend von Stockholm belebt die tägliche Gratispresse seit 1995 weltweit den kriselnden Zeitungsmarkt. In Deutschland aber, Europas größtem Pressemarkt, scheiterten sämtliche Etablierungsversuche. Die vorliegende Arbeit geht diesem Widerspruch zwischen internationalem Erfolg mit einer Auflage von täglich 40 Mio. Exemplaren in fast 60 Ländern und fehlender Marktpräsenz hierzulande nach.
Ausgangspunkt ist die wirtschaftliche und strukturelle Krise des traditionellen Zeitungsgeschäfts. Darauf aufbauend wird im zweiten Teil der Arbeit das Geschäftsmodell „Gratis“ analysiert. Zentral geht es um die Frage, welche Faktoren die Etablierung der Gratispresse auf dem über Jahrzehnte durch hohe Zutrittsbarrieren, starke Konzentrationstendenzen und Leserschwund charakterisierten Zeitungsmarkt ermöglicht haben. Gezeigt wird: Gratistageszeitungen sind mehr als lediglich kostenlos verteilte Bezahlzeitungen. Sie sind ein neuer Pressetypus, der die Attraktivität des Mediums Zeitung erhöht. Entscheidend für den Erfolg sind neben der Gratisabgabe die innovative publizistische Konzeptionierung als Schnelllese-Kompaktzeitung und die Positionierung als Pendlerzeitung.
Die Analyse des deutschen Marktes im dritten Teil macht deutlich: Hiesige Verlage verschließen sich bewusst der Erkenntnis, dass Gratiszeitungen eine zeitgemäße Ergänzung zur Bezahlpresse darstellen können. Die rigorose Abwehrhaltung bleibt die zentrale Barriere für eine Wiedereinführung in Deutschland – eine verpasste Chance.
Phänomen Gratiszeitung
Untersuchung zu einem neuen Pressetypus