In der Bachelorarbeit, welche sich massenmedialer Öffentlichkeit und politischer Kommunikation in historischer Perspektive widmet, wird die Rolle der sozialdemokratischen Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“ im Diskurs über den Ersten Weltkrieg im Deutschen Kaiserreich untersucht.
Durch die Einordnung der Zeitschrift in die SPD-Parteipresse ist zum einen die Bestimmung der „Gleichheit“ als Instrument der innerparteilichen Kritik der SPD im Weltkriegskontext zu vermuten: Indem sich die Redaktion um Clara Zetkin klar gegen Militarismus und Krieg aussprach, zeichnete sich „Die Gleichheit“ durch die ständige Artikulation einer von der mehrheitssozialdemokratischen Linie abweichenden politischen Position im öffentlichen, parteipolitischen Aushandlungsprozess aus. Andererseits ist fraglich, ob das Blatt als zentrales Organ der proletarischen Frauenbewegung in einer Zeit mangelnder politischer Entfaltungsmöglichkeiten stattdessen auf die besondere Sicht der proletarischen Frauen auf den Krieg mit ihren realen Bedürfnissen und Nöten aufmerksam machen wollte und „Die Gleichheit“ vielmehr als Bühne für den Kampf der politischen Emanzipation der proletarischen Frauenbewegung angesehen werden kann.
Der theoretische Rahmen der Arbeit geht von der „Gleichheit“ als Gegenöffentlichkeit zur medial vermittelten, öffentlichen Parteikommunikation der SPD aus und stützt sich auf die zentralen Konzepte des Diskursiven Institutionalismus.
In einer kategoriengeleiteten, qualitativen Inhaltsanalyse wurde eine Stichprobe von fünf Leitartikeln der „Gleichheit“ mit thematischem Bezug zum Ersten Weltkrieg in den Untersuchungszeiträumen von August bis September 1914 und Dezember 1916 bis Januar 1917 im Hinblick auf Deutungsmuster, welche bestimmte Akteur*innen im Diskurs durch Strategien verbreitet haben, analysiert und mit dem vorherrschenden institutionellen Kontext der SPD verknüpft.
Im Ergebnis zeichnen sich die Motive der „Gleichheit“ in der Darstellung des Ersten Weltkriegs weder primär durch freie Meinungsäußerung und Kritik innerhalb der Partei noch durch einen starken Emanzipationsgedanken der proletarischen Frauen aus. Indem sie den Krieg vielmehr im Hinblick auf das kapitalistische wirtschaftliche System sowie die obrigkeitsstaatlichen politischen Strukturen im Deutschen Kaiserreich mit der darin verbreiteten nationalistischen Ideologie deutet und kritisiert, wollte die Zeitschrift vorrangig auf die Interessen der Arbeiterklasse als Ganzes im Krieg aufmerksam machen.
Zusammenfassend lässt sich „Die Gleichheit“ im Diskurs über den Ersten Weltkrieg somit als Organ im Dienste des internationalen Sozialismus verorten.