Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Auswirkungen organisationsbezogener Einflüsse auf die Role Performance von Wissenschaftsjournalist*innen und deren Umgang mit einer möglichen Selbstverständnis-Performance-Lücke. Diese Lücke entsteht durch Diskrepanzen zwischen dem Rollenselbstverständnis und der tatsächlichen journalistischen Praxis. Der Wissenschaftsjournalismus spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in unserer Gesellschaft, besonders angesichts komplexer Herausforderungen. Die organisationsbezogenen Einflüsse auf Wissenschaftsjournalist*innen können die Arbeitsbedingungen und die journalistische Qualität im Bereich des Wissenschaftsjournalismus beeinflussen.
Die methodische Umsetzung kombiniert rekonstruktive Leitfadeninterviews mit festangestellten Wissenschaftsjournalist*innen und eine qualitative Inhaltsanalyse von Artikeln der Interviewpartner*innen. Die qualitative Inhaltsanalyse von insgesamt 13 Artikeln diente dazu, die Role Performance zu erfassen. Mit den sechs rekonstruktiven Leitfadeninterviews wurden organisatorische Einflüsse im Nachrichtenerstellungsprozess identifiziert und mit hilfe der Ergebnisse aus der Inhaltsanalyse Diskrepanzen zwischen Rollenselbstverständnis und Role Performance aufgezeigt und besprochen.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Medienorganisationen auf vielfältige Weise auf Wissenschaftsjournalist*innen wirken. Die Einflüsse können auf die Entwicklung von Nachrichtenprodukten einschränkend oder ermöglichend wirken. Die Wirkung ist von Faktoren wie dem Mitspracherecht und der verfügbaren Zeit abhängig. Organisationsbezogene Einflüsse tragen zum Entstehen einer Selbstverständnis-Performance Lücke bei. Die Betrachtung der Selbstverständnis-Performance-Lücke zeigt, dass die Lücke sowohl als negativer als auch als normaler Bestandteil der journalistischen Arbeit angesehen werden kann. Die Bewertung hängt eng mit Aspekten wie der zur Verfügung stehenden Zeit, Unterstützung und Verwirklichungschancen innerhalb der Redaktion und den Gefühlen der Wissenschaftsjournalist*innen gegenüber ihrer Medienorganisation zusammen.
Um negative Auswirkungen der Selbstverständnis-Perfromance Lücke zu minimieren, setzen die Wissenschaftsjournalist*innen verschiedene Strategien ein. Darunter sind verbessertes Zeitmanagement, verstärkte Kommunikation innerhalb der Redaktion und die Anpassung individueller Ansprüche. Neben individuellen Strategien kann eine positive Unterstützung seitens der Medienorganisation, durch ein förderndes Redaktionsklima und Anerkennung, die Wissenschaftsjournalist*innen dabei unterstützen, negative Auswirkungen der Lücke zu minimieren und die Lücke als normalen Bestandteil des journalistischen Berufs zu etablieren.