Zwischen Wunsch und Realität? Karrierebedürfnisse und -bedingungen von Journalistinnen bei regionalen Tageszeitungen

Unter der Fragestellung „Welche Karrierebedürfnisse haben Journalistinnen bei regionalen Tageszeitungen und wie stimmen diese Bedürfnisse mit wahrgenommenen Karrierebedingungen überein, die die Journalistinnen bei ihrer Arbeit erleben?“ wurde in dieser Arbeit zunächst die Situation von Journalistinnen in Deutschland dargestellt. So hat sich gezeigt, dass sich der Frauenanteil im deutschen Journalismus seit den 70er Jahren auf circa 50 Prozent erhöht hat. Bezüglich der hierarchischen Positionen im Unternehmen oder des Gehalts wurde hingegen keine Parität erreicht; Journalistinnen verdienen weniger als ihre Kollegen und sind seltener in Führung, machen seltener Karriere. Dennoch fühlen sie sich erfolgreich. Grund dafür sind vermutlich die zwei Typen des Erfolgs: subjektiver und objektiver Karriereerfolg. Während der objektive Karriereerfolg der Journalistinnen oft gering ist, weil sie etwa weniger Gehalt bekommen, ist ihre Zufriedenheit mit der Arbeit meist hoch. Somit haben sie großen subjektiven Karriereerfolg.
Anhand qualitativer Leitfadeninterviews mit neun Journalistinnen regionaler Tageszeitungen wurden in dieser Arbeit zentrale Karrierebedürfnisse und -bedingungen der Befragten herausgefiltert und nach ihren Ressorts und ihrer Position im Unternehmen verglichen. Dafür wurde die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring verwendet. Heraus kam, dass vor allem ein passendes Kollegium sowie eine gute Work-Life-Balance den Journalistinnen wichtig sind. Gleichzeitig wünschen sie sich ein angemessenes Gehalt. In der Realität allerdings bewerten sie ihre Work-Life-Balance eher negativ. Zudem scheinen ihre Bedürfnisse vor allem dann erfüllt zu sein, wenn sie im Medienunternehmen eine Sonderposition einnehmen. Redaktionsleiterinnen bewerteten im Vergleich dazu ihre Karrierebedingungen eher negativ. Auch Diskriminierung ist für sie ein Problem. Führen wollen sie trotzdem – so wie die meisten der Journalistinnen. Und wenn sie es nicht wollen, ist der Grund dafür vor allem, dass sie inhaltliche Arbeit bevorzugen. Ihre Führungsmotivation ist insgesamt hoch, genau wie ihr Karriereerfolg.